Anordnung von Lichttagessignalen auf Fernbahnen

Verfügung der DRB (Eis.Abt. RVM) 80 S Wup­per­tal 33 vom 2. März 1938

Vorläufige Richtlinien für die Anordnung von Lichttagessignalen auf Fernbahnen

  1. Lichttagessignale sind mit Gleich­strom zu be­trei­ben. Die elek­tri­sche Ener­gie ist, so­fern ein Strom­ver­sor­gungs­netz (öf­fent­li­ches Netz oder Fahr­lei­tung) zur Ver­fü­gung steht, im Re­gel­be­trieb über Gleich­rich­ter die­sem Netz zu ent­neh­men. Ge­mein­sam für meh­re­re Stell­wer­ke des glei­chen Bahn­hofs oder für eng be­nach­bart Bahn­hö­fe sind je zwei Gleich­rich­ter vor­zu­se­hen. Bei Tage bren­nen die Lam­pen mit vol­ler Span­nung; der hier­für er­for­der­li­che Strom wird den hin­ter­ein­an­der ge­schal­te­ten Gleich­rich­tern ent­nom­men. Bei Dun­kel­heit bren­nen die Lam­pen mit etwa der hal­ben Span­nung; der hier­für er­for­der­li­che Strom wird den par­al­lel ge­schal­te­ten Gleich­rich­tern ent­nom­men. Der Schal­ter für den Über­gang von der Tag- auf die Dun­kel­heit­schal­tung ist in dem der Strom­ver­sor­gungs­an­la­ge zu­nächst lie­gen­den Stell­werk (Schalt­werk) an­zu­ord­nen.
     
  2. An jeden Gleichrichter ist in Puf­fer­schal­tung eine Samm­ler­grup­pe an­zu­schlie­ßen, die zur Un­ter­stüt­zung bei Be­la­stungs­spit­zen und als Er­satz­strom­quel­le beim Aus­blei­ben des Netz­stroms dient. Die Grö­ße der Samm­ler­grup­pe ist so zu be­mes­sen, daß die Samm­ler­grup­pen von zwei zu­sam­men­ge­hö­ren­den Gleich­rich­tern beim Aus­blei­ben des Netz­stroms die Strom­ver­sor­gung für min­de­stens 36 Stun­den über­neh­men kön­nen. Jede zu ei­nem Gleich­rich­ter ge­hö­ren­de Samm­ler­grup­pe ist so zu be­mes­sen, daß sie die Hälf­te der bei Tage er­for­der­li­chen Span­nung her­gibt.
     
  3. Für je zwei zusammengehörende Gleich­rich­ter ist ein Ben­zin­ag­gre­gat als Not­strom­ein­rich­tung vor­zu­se­hen. Je­des Ben­zin­ag­gre­gat er­hält zwei Mo­to­ren­sät­ze, die bei län­ge­rer Be­triebs­dau­er ab­wech­selnd lau­fen. Die Not­strom­ein­rich­tung ist so zu be­mes­sen, daß sie au­ßer dem Auf­la­de­strom den ge­sam­ten Be­triebs­strom der Hin­ter­ein­an­der- und Par­al­lel­schal­tung lie­fern kann. Im Schalt­stell­werk ist ein Zu­satz­wi­der­stand vor­zu­se­hen, mit dem die beim Auf­la­den all­mäh­lich an­stei­gen­de Samm­ler­span­nung auf die not­wen­di­ge Be­triebs­span­nung ge­bracht wer­den kann. Wird nach Be­en­di­gung des Auf­la­dens der ört­li­che Strom­er­zeu­ger ab­ge­schal­tet, so müs­sen die Gleich­rich­ter ohne wei­te­res so­fort wie­der mit der Strom­ver­sor­gung ein­set­zen.
     
  4. Setzt ein Gleichrichter im Regelbetrieb oder ein Strom­er­zeu­ger wäh­rend des Auf­la­dens aus, so muß im Schalt­stell­werk eine Mel­de­lam­pe auf­leuch­ten und ein Wecker er­tö­nen. Der Wecker kann nach Lö­sen ei­nes Blei­sie­gels ab­ge­schal­tet wer­den. Die Mel­de­lam­pe darf erst er­lö­schen, wenn die Stö­rung be­sei­tigt ist.
     
  5. Ist kein Stromversorgungsnetz vor­han­den, so sind zwei Samm­ler­grup­pen als Haupt- und zwei Samm­ler­grup­pen als Er­satz­strom­quel­le auf­zu­stel­len, die von je ei­nem durch Ver­bren­nungs­mo­tor an­ge­trie­be­nen Strom­er­zeu­ger auf­ge­la­den wer­den. So­wohl die Haupt- als auch die Er­satz­strom­quel­le muß die Strom­ver­sor­gung für min­de­stens 36 Stun­den über­neh­men kön­nen. Für jede die­ser bei­den Strom­quel­len ist au­ßer­dem wie un­ter 3. an­ge­ge­ben, ein Ben­zin­ag­gre­gat als Not­strom­ein­rich­tung vor­zu­se­hen.
     
  6. Im Schaltstellwerk ist eine Schalttafel an­zu­brin­gen, de­ren Meß­ge­rä­te die Samm­ler­span­nung und den Strom­ver­brauch an­zei­gen. An der Schalt­ta­fel sind auch die un­ter 4. an­ge­ge­be­nen Mel­de­ein­rich­tun­gen an­zu­ord­nen.
     
  7. Wegen der Motorengeräusche und der Feu­er­ge­fahr ist die ge­sam­te Strom­lie­fe­rungs­an­la­ge in ei­nem be­son­de­ren Ge­bäu­de in der Nähe des Schalt­stell­werks un­ter­zu­brin­gen. In­ner­halb die­ses Ge­bäu­des ist für die durch Ver­bren­nungs­mo­to­re an­ge­trie­be­nen Strom­er­zeu­ger ein be­son­de­rer Raum vor­zu­se­hen.
     
  8. Beim Ausrüsten einer Strecke mit Licht­ta­ges­si­gna­len sind stets sämt­li­che Haupt- und Vor­si­gna­le durch Licht­ta­ges­si­gna­le zu er­set­zen. Wo die Si­gna­le ei­ner Licht­ta­ges­si­gnal­stre­cke mit den Si­gna­len ei­ner Form­si­gnal­stre­cke zu ei­ner Grup­pe ver­ei­nigt sind, müs­sen in der Re­gel alle Si­gna­le die­ser Grup­pe als Licht­ta­ges­si­gna­le aus­ge­bil­det wer­den. Ist hier­bei ein Haupt­si­gnal der Form­si­gnal­stre­cke durch ein Licht­ta­ges­si­gnal zu er­set­zen, so ist auch das zu­ge­hö­ri­ge Vor­si­gnal als Licht­ta­ges­si­gnal aus­zu­bil­den.
     
  9. Als Signalbilder sind für Hauptsignale die Nacht­zei­chen der Drei­be­griff­haupt­si­gna­le und für Vor­si­gna­le die Nacht­zei­chen der Vor­si­gna­le mit Zu­satz­flü­gel zu ver­wen­den. Die Haupt­si­gna­le zei­gen für den Be­griff Hp 2 gel­bes Blink­licht. An ei­nem Aus­fahr­vor­si­gnal, das an ei­nem Ein­fahr­si­gnal an­ge­ord­net ist, darf kein Licht er­schei­nen, so­lan­ge das Ein­fahr­si­gnal „Halt“ zeigt.
     
  10. Für das rote Licht eines Hauptsignals ist eine Er­satz­la­ter­ne vor­zu­se­hen, de­ren Lam­pe selbst­tä­tig ein­ge­schal­tet wer­den muß, so­bald die Re­gel­lam­pe er­lischt. Die sel­be Si­cher­heit ist bei dem wei­ßen Licht des Er­ken­nungs­ma­stes zu tref­fen. Für die grü­nen und gel­ben Lich­ter sind kei­ne Er­satz­la­ter­nen vor­zu­se­hen.
     
  11. Im Stellwerk ist für jede Lampe eines von dort ge­stell­ten Si­gnals ein Rück­mel­der an­zu­brin­gen, der durch far­bi­ge Schau­zei­chen die Si­gnal­stel­lung er­ken­nen läßt. Die Schau­zei­chen müs­sen gut sicht­bar sein. Er­for­der­li­chen­falls muß es mög­lich sein, die je­wei­li­ge Si­gnal­stel­lung auf eine Schau­ta­fel zu über­tra­gen.
     
  12. Der Stromkreis jeder Lampe ist über eine Ab­schmelz­si­che­rung zu füh­ren, die über­sicht­lich mit den an­de­ren gleich­ar­ti­gen Si­che­run­gen im Schalt­ka­sten un­ter­zu­brin­gen und durch eine be­son­de­re Blech­klap­pe zu ver­de­cken ist. Der Wär­ter muß bei Ge­fahr und beim Durch­bren­nen ei­ner Si­che­rung die durch Blei­sie­gel zu ver­schlie­ßen­de Klap­pe leicht öff­nen und die Si­che­rung her­aus­neh­men und er­set­zen kön­nen.
     
  13. Bei den Lichttagessignalen sind die „Vor­läu­fi­gen Grund­sät­ze für die Ver­wen­dung von ein- und mehr­flüg­li­gen Haupt­si­gna­len“ – Ver­fü­gung 80 Sss 109 vom 15. Mai 1930 – sinn­ge­mäß an­zu­wen­den.
     
  14. Bei der Bemessung des Abstandes der Haupt­si­gna­le vom Ge­fahr­punkt sind die Ver­fü­gun­gen 80 D 18154 vom 18. Ja­nu­ar 1927, 80 Sss 200 vom 30. De­zem­ber 1930 und 80 Sss 331 vom 21. Juli 1936 zu be­ach­ten.
     
  15. Für die Anordnung der Vorsignale gelten die Ver­fü­gun­gen 80 Ssä 114 vom 24. Juli 1933, 80 Ssä 172 vom 27. Fe­bru­ar 1934 und 80 Sss 171 vom 20. Fe­bru­ar 1935.
     
  16. Alle Vorsignale erhalten Vor­si­gnal­ta­feln (für Vor­si­gna­le mit Zu­satz­flü­gel) und Vor­si­gnal­ba­ken.
     
  17. Für die Anordnung, Einrichtung, Ab­mes­sun­gen, Schal­tung und Ein­re­ge­lung der Licht­ta­ges­si­gna­le nebst Zu­be­hör (La­ter­nen, Lam­pen, Lam­pen­fas­sun­gen, Rück­licht, Ma­ste, He­bel usw.) gel­ten die vom Reichs­bahn-Zen­tral­amt Ber­lin auf­ge­stell­ten Zeich­nun­gen und Be­schrei­bun­gen.
     
  18. Es dürfen nur die vom Reichs­bahn-Zen­tral­amt Ber­lin für Licht­ta­ges­si­gna­le be­schaff­ten Lam­pen ver­wen­det wer­den.
     
  19. Für die Leitungen sind von der Schalt­ta­fel ab Si­che­rungs­ka­bel nach den Lie­fer­be­din­gun­gen der Deut­schen Reichs­bahn zu ver­wen­den.
     
  20. Die bei mechanischen Stellwerken bisher in den Si­gnal­draht­zug ein­ge­bun­de­nen Zun­gen­rie­gel müs­sen durch be­son­de­re Rie­gel­he­bel be­dient wer­den.
     
  21. Rücklichter sollen im allgemeinen nicht ver­wen­det wer­den. Sie sind nur in Aus­nah­me­fäl­len an­zu­wen­den, in de­nen es be­trieb­lich er­for­der­lich ist, das Si­gnal­bild auch nach rück­wärts kennt­lich zu ma­chen
     
  22. Bei Strecken, die mit Zugbeeinflussung aus­ge­rü­stet sind, tre­ten an Stel­le der Flü­gel- und Schei­ben­strom­schlie­ßer für die Kurz­schlie­ßung der Gleis­mag­net­strom­krei­se Mag­net­schal­ter, die in den Lam­pen­strom­krei­sen lie­gen und die in der Nähe der Si­gna­le un­ter­zu­brin­gen sind.
     
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Letzte Änderung am 30.1.2005
© Steffen Buhr