Andere Lichtsignalsysteme

Ausland

Albanien

Im albanischen Stre­cken­netz wur­den ab den sieb­zi­ger Jah­ren ei­ni­ge Bahn­hö­fe mit GS II-Stell­wer­ken des DDR-Si­gnal­tech­nik-Her­stel­lers WSSB aus­ge­rü­stet. In die­sem Zu­sam­men­hang wur­de auch ein ei­ge­nes Licht­si­gnal­sy­stem ein­ge­führt, mit dem die vor­her ggf. vor­han­de­nen Form­si­gna­le er­setzt wur­den. Da­bei wur­den fol­gen­de Si­gnal­bil­der ge­zeigt.



Signalbild
Bedeutung
Hauptsignal
Beispiel zur Signalfolge (Animation)rot Halt
grün Fahrt frei, ggf. am näch­sten Haupt­si­gnal Halt er­war­ten
grün/gelb Fahrt mit Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung, ggf. am näch­sten Haupt­si­gnal Halt er­war­ten
grün blinkendFahrt frei, am näch­sten Si­gnal Fahrt er­war­ten
grün/gelb blinkend Fahrt mit Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung, am näch­sten Si­gnal Fahrt er­war­ten
ein weißes Blink­licht Ersatzsignal (15 km/h)
zwei nach rechts stei­gen­de wei­ße Lich­ter Rangiersignal
Vorsignal
gelb Halt er­war­ten
grün Fahrt er­war­ten

Weder am Vorsignal noch am Haupt­si­gnal war bei Fahrt er­war­ten zu er­ken­nen, ob das fol­gen­de Haupt­si­gnal Fahrt frei oder Fahrt mit Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung zeig­te. Der Lok­füh­rer muß­te die Fahr­wei­se also stets so ein­rich­ten, daß er den Zug ggf. noch aus­rei­chend ab­brem­sen kann. Da die all­ge­mei­ne Höchst­ge­schwin­dig­keit in Al­ba­nien mit 80 km/h fest­ge­setzt war, auch Gü­ter­zü­ge nach Fahr­plan fah­ren und die Lok­füh­rer Stre­cken­kennt­nis ha­ben, wird das kein Pro­blem ge­we­sen sein. Auch in Deutsch­land ist man bis zur Er­hö­hung der Fahr­ge­schwin­dig­kei­ten über 100 km/h hin­aus mit Zwei­be­griff-Vor­si­gna­len aus­ge­kom­men.

rechteckige Signalschirme, die noch mit Laternen bestückt sind, auf je einem  Betonmast rechts neben dem jeweiligen Gleis
Ausfahrsignale B, C und D im Bahn­hof Le­kaj 2013

Verwendet wurden zwei Si­gnal­schirm-Aus­füh­run­gen. Eine mit drei La­ter­nen für die Aus­fahr­si­gna­le, bei de­nen kei­ne ab­zwei­gend zu be­fah­ren­den Wei­chen im Fahr­weg lie­gen, und eine mit vier La­ter­nen, wenn Fahrt mit Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung be­nö­tigt wur­de. Der Schirm für drei La­ter­nen wur­de auch für Vor­si­gna­le ver­wen­det, wo­bei dann die mitt­le­re Öff­nung mit ei­nem Blech ver­schlos­sen war. Die Vor­si­gna­le wa­ren mit 700 m Ab­stand zum zu­ge­hö­ri­gen Haupt­si­gnal auf­ge­stellt.

rechteckiger Signalschirm mit vier Laternen und Rangiersignal darunterrechteckiger Signalschirm mit vier Laternen und Rangiersignal darunter
Ausfahrsignal mit Ran­gier­si­gnal und weiß-rot-wei­ßem Mast­an­strich im Bahn­hof Baj­zë 2013

Ausfahr- und Zwi­schen­si­gna­le hat­ten ein Ran­gier­si­gnal aus zwei Ne­ben­la­ter­nen auf ei­nem klei­nen Zu­satz­schirm un­ter­halb des Haupt­si­gnal­schirms. Wenn kei­ne an­de­ren Glei­se zur Ver­fü­gung stan­den, war vor der er­sten Wei­che ei­nes Bahn­hofs ein Ran­gier­si­gnal der auch bei der Reichs­bahn üb­li­chen Aus­füh­rung auf­ge­stellt. Als Be­gren­zung des Ran­gier­be­reichs in Rich­tung Ein­fahr­si­gnal stan­den Sig­na­le wie das deut­sche Ra 10, zu dem das Ein­fahr­si­gnal mit 100 m Ab­stand auf­ge­stellt wur­de.

An Stre­cken­ver­zwei­gun­gen wur­den Rich­tungs­an­zei­ger ver­wen­det, um Fehl­lei­tun­gen der Züge bei ver­se­hent­lich falsch ein­ge­stell­ter Fahr­stra­ße zu ver­mei­den. Die Ma­ste der Haupt­si­gna­le wa­ren weiß-rot-weiß ge­stri­chen, wenn sie nicht mit ei­nem Mast­schild aus­ge­rü­stet wa­ren. Die noch vor­han­de­nen Be­ton­ma­ste wur­den of­fen­bar nicht aus der DDR ge­lie­fert, son­dern wa­ren an­de­rer, wahr­schein­lich al­ba­ni­scher Her­kunft. An­ders als die bei der Reichs­bahn ver­wen­de­ten Be­ton­ma­ste ha­ben sie kei­ne SO-Mar­ke, nach der der Mast beim auf­stel­len in der Höhe nach der Schie­nen­ober­kan­te aus­ge­rich­tet wird, und kei­ne ein­be­to­nier­ten Ge­win­de­öff­nun­gen. Die Rich­tungs­an­zei­ger und die da­zu­ge­hö­ren­den Schalt­kä­sten wur­den des­halb mit Schel­len am Mast be­fe­stigt.

Gleisschema aus schwarzen Linien, Symbole für Signale und deren Bezeichungen
Lageplan Mall­na (Shko­zet) 1980
Gleisschema aus schwarzen Linien, Symbole für Signale und deren Bezeichungen

Im Ur­sprungs­zu­stand zur In­be­trieb­nah­me des Stell­werks war nur der Bf Mall­na, heu­te Shko­zet, vor­han­den. Die Sig­na­le M und N wa­ren Ein­fahr­si­gna­le aus Rich­tung Go­lem bzw. Sukth und hat­ten Vor­si­gna­le Pm und Pn. Die In­be­trieb­nah­me des Stell­werks war den Schalt­plä­nen zu­fol­ge 1971. Of­fen­bar An­fang 1982 wur­de die um den dann wohl neuen Bahn­hofs­teil Dur­rës-Plazh und das Gleis­drei­eck er­wei­ter­te An­la­ge in Be­trieb ge­nom­men, wo­bei die Vor­si­gna­le Pm und Pn ent­fal­len sind. Hin­ter den Sig­na­len D, P, R, DH und X la­gen kei­ne ab­zwei­gend zu be­fah­ren­den Wei­chen im Fahr­weg, wes­halb sie kei­ne Gelb-La­ter­ne be­nö­tig­ten. Die Sig­na­le B bis F, R und X bis Z brauch­ten nicht zu blin­ken, alle übri­gen konn­ten das. Die Sig­na­le G bis L hat­ten Rich­tungs­an­zei­ger mit den Buch­sta­ben P und S, die Sig­na­le J, V und U Rich­tungs­an­zei­ger M und S, Si­gnal Q hat­te einen Rich­tungs­an­zei­ger M und P. M dürf­te also wohl für Mall­na, P für Plazh und S für Sukth ge­stan­den ha­ben. Bei Q wäre ei­gent­lich kein Rich­tungs­an­zei­ger er­for­der­lich ge­we­sen, denn auf ein grü­nes Licht kann die Fahrt nur nach Shko­zet ge­hen, auf Grün-Gelb nach Plazh. An­ders als in Rro­go­shi­në wa­ren die Rich­tungs­an­zei­ger 2013 hier nicht mehr vor­han­den.

Durch den po­li­ti­schen Um­sturz und den wirt­schaft­li­chen Zu­sam­men­bruch An­fang der neun­zi­ger Jah­re fehl­te zu­nächst je­gli­che staat­li­che Au­to­ri­tät. Fa­bri­ken und an­de­re staat­li­che Ein­rich­tun­gen wa­ren von Plün­de­run­gen be­trof­fen, bei de­nen man mit­nahm was ir­gend­wie brauch­bar er­schien. Da­bei wur­den auf vie­len Bahn­hö­fen die La­ter­nen der Licht­si­gna­le ent­wen­det. Für Re­pa­ra­tu­ren war of­fen­bar auch spä­ter kein Ma­te­rial zu be­schaf­fen oder kei­ne Mit­tel ver­füg­bar, so daß sich nur noch die Wei­chen elek­trisch be­die­nen lie­ßen. Da­ran hat sich bis heu­te nichts mehr ge­än­dert. Al­ler­dings sind ei­ni­ge Bahn­hö­fe of­fen­bar gar nicht mehr be­setzt und de­ren Wei­chen auf Durch­fahrt ver­schlos­sen.

Weitere, nicht nur Si­gnal­fo­tos gibt es auf der fol­gen­den Fo­to­sei­te.


Letzte Änderung am 5.7.2023
© Steffen Buhr