Bei den bekannten mechanischen Stellwerkbauarten, bei denen Weichen und Signale über Gestänge oder Drahtzugleitungen umgestellt werden, sind die Hebel in einer Reihe nebeneinander angeordnet. Eine andere Lösung erscheint hier auch kaum denkbar. Bei den später entstandenen Kraftstellwerken, bei denen Weichen und Signale durch je einen eigenen Elektromotor umgestellt wurden, mußte diese Anordnung der Hebel wegen des mechanischen Verschlußregisters, das die richtige Stellung der Weichenhebel erzwingt bevor sich ein Signal auf Fahrt stellen läßt, beibehalten werden. Die Kraftstellwerke werden deshalb heute als elektromechanische Stellwerke bezeichnet. Noch später wurden Kraftstellwerke entwickelt, bei denen die Hebel in mehreren Reihen hintereinander angeordnet waren, die sogenannten Mehrreihenhebelwerke. Ziel war es dabei, die Baulänge und damit die Größe des Stellwerksgebäudes bei großen Stellwerkanlagen verringern zu können. All diesen Bauarten ist gemeinsam, daß der Bediener zur Einstellung der Fahrwege stets den Lageplan des Stellbezirks vor Augen haben muß, um die benötigten Weichen in die richtige Lage zu bringen. Zwar sind an jedem Fahrstraßenhebel die aus der Grundstellung in die umgelegte Stellung zu bringenden Weichenhebel vermerkt, wonach der Fahrweg ebenfalls hergestellt werden könnte, jedoch würde dieses Verfahren deutlich länger dauern als wenn der Bediener dies auswendig beherrscht. Um dem Bediener ein Bild der Gleisanlage als Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, wurden teilweise entsprechend groß gezeichnete Lagepläne über dem Hebelwerk oder an der Stellwerkwand aufgehängt.
Vierreihenhebelwerk mit darüber aufgehängter Gleis-
tafel, von den VES für Bf Rihimäki (Finnland) gebaut
Bei Stellwerken, die über Gleisfreimeldeanlagen verfügten, mußte deren Ausleuchtung an gut sichtbarer Stelle, zum Beispiel im Hebelwerkaufbau untergebracht werden. Intuitiver ist hierfür jedoch die Anordnung der Meldelampen in einem Gleisbild, was ja im Gegensatz zu den Hebeln auch problemlos möglich ist. Ein solches Gerät wurde Gleistafel, später Fahrschautafel genannt. Zunächst waren nur einfache Lampenfassungen in die Gleistafel eingesetzt, so daß sich eine punktförmige Ausleuchtung der Gleise ergab. Der Gleisplan war mit schwarzen Linien schematisch dargestellt. Später setzte man in die Gleistafelvorderseite farbige Glasstreifen ein, hinter denen einige Glühlampen angeordnet wurden, so daß sich eine dem Gleisplan entsprechende Ausleuchtung ergab. Üblich war die Darstellung freier Gleise durch leuchtende, besetzter Gleise durch abgeschaltete Ausleuchtung. Der Wärter hatte auch bei durchgebrannten Lampen zunächst von einem besetzten Abschnitt auszugehen. Bei Stellwerken mit Lichtsignalen, mitunter auch bei Formsignalen wurden auch die Signalbilder standortgerecht auf der Gleistafel dargestellt. Manche Gleistafeln wurden direkt an oder auf dem Hebelwerk befestigt.
Stellwerk Potsdamer Platz der Berliner Nordsüd-S-Bahn mit an der Wand befestigter Gleistafel 1939 und 1990Erstrebenswert schien es nun, die Bedienelemente ebenfalls in die Gleistafel zu integrieren, da sich das Ganze dann wegen der Anschaulichkeit spielend bedienen lassen würde. Dies scheiterte jedoch am mechanischen Verschlußregister, das die Anordnung der Hebel in Reihen erzwang. Nur bei einfachen Rangierstellwerken, bei denen keine Fahrstraßen gebildet werden brauchten, die also kein Verschlußregister benötigten, konnten andere Wege beschritten werden. Besonders bei Ablaufstellwerken war es wegen der mit steigender Hebelzahl größer gewordenen Baulänge der Hebelwerke erforderlich, daß der Bediener seinen Platz zwischen Fenster und Hebelwerk hatte, damit er zur Verständigung mit dem Rangierer an das Fenster treten konnte ohne um das Hebelwerk herumlaufen zu müssen. Dies hatte jedoch zur Folge, daß er sich während des Ablaufbetriebes ständig zwischen Gleisanlage und Hebelwerk hin und her wenden mußte, weil er nicht beides gleichzeitig im Blickfeld hatte. Um dem abzuhelfen, wurden die Hebel – die eigentlich Schalter sind – auf einer schrägen Tischplatte in einem Raster angeordnet. Der Bediener konnte nunmehr über den Tisch hinweg die Gleisanlage beobachten und gleichzeitig die Hebel bedienen, die durch die gedrängte Anordnung alle innerhalb seiner Reichweite waren. In den zwischen den Hebeln freigelassenen Räumen wurden Blechstreifen, später stärkere Aluminiumleisten befestigt, so daß sich ein stark schematisierter Gleisplan ergab. Diese Stellwerkbauform wird als Tischhebelwerk bezeichnet. Die erste Hebelausführung hatte noch recht große, über das Gleisschema hinausragende Griffe mit kleinem Pfeil, der die eingestellte Richtung anzeigte. Das erste Stellwerk in dieser Form wurde von der AEG gebaut und 1925 auf dem Bahnhof Hamm an einem Ablaufberg in Betrieb genommen. Für den Ablaufbetrieb verfügte dieses Stellwerk außerdem über eine selbsttätige Steuerung der ersten drei Weichenstaffeln mit insgesamt acht Weichen, so daß der Bediener nur die dahinterliegenden Weichen während des Ablaufbetriebes manuell bedienen mußte. Zur Steuerung der drei Weichenstaffeln wurden die Laufziele der ablaufenden Wagen vor Ablaufbeginn in einen Laufzielspeicher eingegeben und während des Ablaufbetriebes gesteuert durch das Befahren der Weichenabschnitte (Gleisstromkreise) abgerufen, so daß diese Weichen selbsttätig in die für den nächsten Wagen benötigte Stellung gestellt wurden, wenn der vorhergehende Wagen den Bereich der Weichenzungen geräumt hatte. Später waren die Hebel nur noch so hoch wie die anschließenden Gleisleisten und bestanden aus einem kleinen Drehknopf mit kurzem angesetztem Gleisstück, wodurch der eingestellte Fahrweg deutlicher hervortrat. An den Weichenhebeln waren jeweils weiße Überwachungslampen für die Weichenendlage und rote für den Weichenabschnitt angeordnet. Erreichte eine Weiche nicht die Endlage, so blieb die entsprechende Lampe dunkel und es leuchtete wie schon während des Umstellvorgangs die zentrale, rote Störungslampe. Durch die Richtung, in die der Hebel zeigte, und durch die weißen Überwachungslampen war auf einen Blick der eingestellte Fahrweg ersichtlich.
Ablaufstellwerk der AEG von 1925 auf dem Bahnhof Hamm
Teilweise wurden Tischhebelwerke dann auch zur Zugfahrstraßenbildung verwendet, allerdings nur für Güterzugfahrten. Ein solches Stellwerk auf dem Bahnhof Stralsund verfügt über einen am unteren Rand des Tisches angeordneten Signalhebel, mit dem ein Gruppenausfahrsignal gestellt werden konnte. Alle Hebel sind in mehreren Reihen angeordnet, wobei dazwischen bei Bedarf Plätze freigelassen werden, um die Weichenverbindungen sinngemäß nachbilden zu können. Die Kontaktsysteme sind im Tisch von vorn und hinten von oben nach unten gestaffelt, die Hebelachsen der mittleren Reihen deswegen länger als die vorne und hinten. Die durch die Fahrstraße beanspruchten Weichenhebel wurden in der benötigten Stellung durch ihre Weichenhebelsperre festgehalten, solange die Fahrstraße eingestellt war. Zum Festlegen der Fahrstraße wurden Tasten bedient, und durch Relaiskontakte die Stromkreise der Weichenhebelsperren unterbrochen, wenn alle Weichenhebel in der richtigen Stellung standen und die Weichen Ordnungsstellung zeigten. Für Personenzüge wurden diese Abhängigkeiten jedoch nicht verwendet. Auch war es schwierig mit diesem Aufbau größere Gleisanlagen nachzubilden, weil das Raster bedingt durch die Größe der Kontakteinrichtung am Hebel, die wegen der relativ hohen Stellströme der Weichen nicht wesentlich verkleinert werden kann, noch zu groß war und der Bediener ja noch mit der Hand an die obersten Hebel gelangen muß. Änderungen am Tisch, die infolge von Veränderungen an der Gleisanlage erforderlich wurden, waren bei diesem System recht aufwendig, weil die auf der Platte angeordneten Gleisstreifen anzupassen und gegebenenfalls Hebel um- oder neu einzusetzen waren.
Tischhebelwerk Stralsund geöffnet
(leider sind diese Bilder alle etwas zu dunkel geraten)
Wie oben beschrieben, ist bei den Tischhebelwerken neben anderen Aspekten die Hebelgröße Ursache für die begrenzte Größe der möglichen Stellbereiche. Außerdem erschien der Deutschen Reichsbahn wohl die Sicherung der Weichen in der Fahrstraße allein über die Hebelsperre nicht sicher genug. Weil man sich aber offenbar nicht vom Gedanken der Hebel mit ihren die Kontakte tragenden Achsen trennen konnte, entwickelten die Vereinigten Eisenbahnsignalwerke (VES) ein sogenanntes Hebelwerk mit ferngestellten Achsen. Dieses wurde später unter dem Begriff Patronenstellwerk bekannt. Die Bezeichnung rührt daher, daß jeder Hebel in einem eigenen runden Gehäuse untergebracht war, das noch Dreh-, bei den Gleishebeln auch Sperrmagnete für diesen Hebel aufnahm. Die Gehäuse hatten unten elektrische Steckverbindungen, so daß der ganze Hebel leicht ausgewechselt werden konnte. Da die Hebel auf halber Höhe einen größeren Durchmesser hatten als oben, mußte hierfür offenbar vorher die Tischplatte angehoben werden. Die kleine Bauform der Hebel wurde dadurch ermöglicht, daß der Hebel keine großen Stromstärken mehr zu schalten hatte, sondern lediglich steuernde Funktion in der Schaltung innehatte.
Gleishebel mit Pfeil und Einzelteile des Gleishebels (Fotos: LA Bln[20])
Der Weichenhebel hatte auf der Oberseite einen von der Achse wegweisenden Griff, der in die Richtung des der Weichenstellung entsprechenden Gleises zeigt. Der zur Fahrstraßeneinstellung vorgesehene Gleishebel hatte einen durchgehenden Griff und stand in Grundstellung quer zum Gleis, bei eingestellter Fahrstraße dagegen entsprechend der Fahrrichtung in Richtung des Gleises. Er hatte einen Pfeil und ließ sich in beide Richtungen umlegen. Zur Darstellung des Gleisplans wurden die Gleise auf der Tischplatte mit dünnen Leisten dargestellt und an den entsprechenden Stellen Öffnungen vorgesehen, in die die Hebel hineingesteckt wurden. Vermutlich war für die Hebelplätze ebenfalls ein Rastermaß festgelegt. Die Sockel, in die die Hebel gesteckt sind, tragen außerdem die zum Hebel gehörenden Kontrollampen.
Stelltisch mit geänderten Hebelausführungen (Foto: LA Bln[20])
Die Abmessungen des abgebildeten Stelltischs betragen 500 x 1050 mm. Je nachdem ob diese 500 mm sich auf die Platte selbst oder den Rahmen beziehen, ergeben sich für den Gleisabstand etwa 128 mm bzw. etwa 117 mm. Das hätte zur Folge, daß größere Stellwerksbezirke mit vielen nebeneinanderliegenden Gleisen zu sehr großen Tischen geführt hätten, letztlich also das Ziel, auch größere Bahnhöfe mit einem Zentralstellwerk auszurüsten, so nicht realisierbar gewesen wäre. Im Vergleich dazu hatte das K44-Stellwerk der VES dann Tischfelder mit 40 x 120 mm. SEL-Relaisstellwerke haben Tischfelder mit 35 x 35 mm, Siemens-Relaisstellwerke älterer Bauart 38 x 63 mm, neuerer Bauart 34 x 54 mm und WSSB-Stellwerke solche mit 40 x 40 mm, daß heißt bei etwa gleichem Platzbedarf können jetzt drei Gleise nebeneinander dargestellt werden.
Für jede Weiche und jede Fahrstraße war eine Weichen- bzw. Fahrstraßenachse vorgesehen. Die VES begründeten die Achsen mit der dem Instandhaltungspersonal vertrauteren Form und meinten, die Herstellung der Abhängigkeiten durch Relais nicht empfehlen zu können, weil die zusammengehörenden Kontakte an zu vielen Relais verstreut angebracht wären. Anders als bei den elektromechanischen Stellwerken, bei denen die Kontakte der ebenfalls senkrecht angeordneten Fahrstraßenhebelachse mit fortschreitender Hebelumstellung bei verschiedenen Winkeln öffnen bzw. schließen, öffneten bzw. schlossen jetzt alle Kontakte einer Achse jeweils gleichzeitig. Folglich verhielt sich die ganze Achse im Prinzip wie ein Relais mit entsprechend vielen Kontakten. Die Achsen sollten in einem besonderen Raum in Gestellen befestigt werden und verfügten über je zwei Drehmagnete. Der obere drehte die Achse nach rechts, während der untere die Achse wieder nach links in die Grundstellung zurückdrehte. In beiden Endstellungen waren die Achsen durch einen Sperrmagneten festgelegt.
Achsengestell (Foto: LA Bln[20])
Der Raum zur Aufstellung der Achsengestelle hätte auch an anderer Stelle, gegebenenfalls auch in einem anderen Gebäude, zum Beispiel luftangriffsicher untergebracht werden können. Die Rückmelder für Weichen, Signale, Block usw. waren auf der Tischplatte unterzubringen, soweit zutreffend an der der geografischen Lage entsprechenden Stelle, ebenso die dafür erforderlichen Tasten. Zwar hatte diese Bauart ein annähernd wirklichkeitsgetreues Abbild auf der Tischplatte, in dem auch die Bedienelemente ihrer geografischen Lage entsprechend angeordnet waren und, von den Sperrmagneten der Hebel und Achsen abgesehen, elektrische Verschlüsse anstelle eines mechanischen Verschlußregisters. Ob man angesichts der ferngestellten Achsen und der elektromechanischen Hebel aber von einem Gleisbildstellwerk sprechen mag, worunter man im allgemeinen ein rein elektrisches Stellwerk versteht, sei dahingestellt. Bei Änderungen der Gleisanlage waren auch hier noch erhebliche Änderungsarbeiten am Tisch erforderlich, weil der Hebel mit seinem Symbol im Tisch immer noch keine gemeinsam auswechselbare bauliche Einheit bildet und der Gleisplan so eine für jedes Stellwerk individuelle Anfertigung erfordert. Ein Musterstellwerk wurde bei den VES im Blockwerk Berlin-Siemensstadt aufgebaut, vermutlich sind die hier zu sehenden Fotos dort entstanden.
Rangierfahrstraßen waren, wie damals allgemein üblich, nicht eingerichtet. Zum Rangieren konnten die Weichen mit ihrem Hebel jeweils einzeln bedient werden. Wurde der Hebel umgestellt, so drehte sich die zugehörige Achse in die entsprechende Stellung, wodurch dann die Weiche umlief. Für jede Weiche war ein Plus- und ein Minussteuerrelais vorhanden. Mit Plus (+) wird für einen Hebel die Grundstellung in den Verschlußplänen der Stellwerke gekennzeichnet. Bei mechanischen Stellwerken ist dies meist die obere Hebelstellung. Mit Minus (-) wird entsprechend die umgelegte Stellung gekennzeichnet, weshalb auch von Plus- bzw. Minusstellung des Hebels, der Weiche usw. die Rede ist. Beim Umlegen des Hebels fiel zunächst das Plussteuerrelais ab, worauf das Minussteuerrelais anzog. Dadurch wird der Plusdrehmagnet des Weichenhebels stromlos und der Minusdrehmagnet erhält Spannung. Diese Drehmagnete drehen, wenn sie an Spannung gelegt werden, den Weichenhebel in die jeweilige Richtung, was bei der Fahrstraßeneinstellung benutzt wurde, um die Weichen selbsttätig umzustellen. Außer dem Drehmagneten des Hebels wurde noch der Festlegemagnet der Weichenachse erregt, so daß die mechanische Sperrung der Achse aufgehoben war. Der angezogene Festlegemagnet unterbricht den Überwachungsstromkreis der Weiche, wodurch deren Überwachungsrelais abfällt, die Überwachungslampe Plus verlischt und der Weichenwecker angeschaltet wird. Danach zieht das Spannungsrelais an, das hier den Batteriewechsler des elektromechanischen Hebels ersetzt, und die Überwachungsspannung ab- und die Stellspannung anschaltet und der Minusdrehmagnet der Weichenachse dreht diese in die Minusstellung. Der inzwischen wieder stromlos gewordene Festlegemagnet der Weichenachse wird während der Drehbewegung der Achse mechanisch abgestützt und fällt ab, sobald die Achse in die andere Endlage gekommen ist, wodurch diese wieder gesperrt ist. Durch die umgeschalteten Kontakte der gedrehten Weichenachse und Kontakte des angezogenen Spannungsrelais kommt der Stellstromkreis zustande, der die Weiche umlaufen läßt. Hat der Weichenantrieb die andere Endlage erreicht, zieht das Löserelais an, das das Spannungsrelais wieder zum Abfall bringt. Dann zieht das Überwachungsrelais wieder an, der Weichenwecker wird ab- und die Minusüberwachungslampe angeschaltet, der Minusdrehmagnet des Weichenhebels wird stromlos. Der ganze Ablauf ist dem des Weichenhebels im elektromechanischen Stellwerk nachgebildet. Was passiert, wenn die Weiche die andere Endlage nicht erreicht und ob die Weichenschaltung reversierbar ist, bleibt unklar. Reversieren meint das jederzeitige umkehren des eingeleiteten, aber noch nicht beendeten Umstellvorganges. Die Stellvorrichtungen aller gebräuchlichen Stellwerkbauarten bei der DRG und ihren Nachfolgern beherrschen dies.
Um eine Zugfahrstraße einzustellen, wurden die beiden Gleishebel am Anfang und am Ende der einzustellenden Fahrstraße in die betreffende Richtung gedreht. Wenn keine feindliche Fahrstraßenachse eingestellt ist, zieht der Festlegemagnet der Fahrstraßenachse an und der Drehmagnet dreht die Achse in die andere Stellung, in der der inzwischen wieder stromlos gewordene Festlegemagnet abfällt. Die für diese Fahrstraße benötigten Weichenhebel springen soweit erforderlich in die für die Fahrstraße benötigte Stellung, weil ihre Drehmagnete über Kontakte der Fahrstraßenachse entsprechend angesteuert werden. Die Drehmagnete der Weichenhebel stehen diesmal auch nach der abgeschlossenen Weichenumstellung unter Spannung, der Weichensteuerstromkreis bleibt unterbrochen, so daß eine manuelle Umstellung erfolglos bleibt und der Hebel beim loslassen wieder in die zur Fahrstraße gehörige Stellung schnellt. Ist der Festlegemagnet der Fahrstraßenachse abgefallen und sind die Überwacherrelais aller zur Fahrstraße gehörenden Weichen angezogen, so ziehen die Festlegemagnete der Gleishebel an und legen diese fest. Sind beide Festlegemagnete angezogen, kann durch bedienen der Signalstelltaste das Signalstellrelais erregt werden, wodurch das Signal in die Fahrtstellung gelangt. Dieser Stromkreis kann ggf. mit der Nottaste unterbrochen und so das Signal vorzeitig in die Haltstellung gebracht werden. Sonst werden durch die zugbewirkte Fahrstraßenauflösung die Festlegemagnete der Gleishebel zum Abfall gebracht und deren Drehmagnete erregt, so daß diese in die Grundstellung gehen. Außerdem wird der Festlegemagnet der Fahrstraßenachse erregt und diese ebenfalls in die Grundstellung gedreht. Die Festlegung der Gleishebel durch angezogene Festlegemagneten ist dabei für die Sicherungstechnik ungewöhnlich, da bei Defekt des Magneten o.ä. der Verschluß aufgehoben wird. Üblich wäre deshalb das beim Festlegemagneten der Achsen auch praktizierte Verschließen durch Abfall des Magneten.
Mir liegt zwar die auf 1938 datierte Schaltungsbeschreibung für Weiche und Fahrstraße vor, die Bezug auf den oben auf dem Mustertisch zu sehenden Lageplan nimmt, jedoch nicht die Schaltungen selbst. Alles in allem erscheint die Lösung mit den aus vielen Einzelteilen bestehenden Hebeln und ferngestellten Achsen wegen des hierfür erforderlichen Fertigungsaufwandes trotz der eventuell möglichen Massenfabrikation recht aufwendig. Ob der, verglichen mit Tasten und Relais, recht komplizierte Aufbau eine mögliche zusätzliche Störungsquelle eingebracht hätte, kann man mangels Betriebserprobung eines derartigen Stellwerks nur schlecht beurteilen. Ein solches sollte, nachdem die Erstausführung vorher bereits für die Bahnhöfe Nauen bzw. Berlin-Görlitzer Bahnhof vorgesehen war, im Zusammenhang mit dem Projekt Stadtfernbahn auf dem Bahnhof Berlin-Friedrichstraße eingebaut werden, wozu es jedoch wegen des Krieges nicht mehr kam. Die nächste Entwicklungsstufe auf dem Weg zum Gleisbildstellwerk war dann das K44-Stellwerk.