Vor meinem jetzigen Motorrad hatte ich eine MZ BK 350. Die BK wurde von 1952 bis 1959 in Zschopau gebaut und war in meiner Schulzeit in den 70ern schon seltener auf den Straßen zu sehen als eine AWO. Die AWO war bei all denen beliebt, die etwas anderes als die allgegenwärtigen Modelle von MZ aus dieser Zeit fahren wollten, auch weil sie im Gegensatz zu allen MZ einen Viertaktmotor hatte. Trotzdem kaufte ich eine BK 350, die ich im Herbst 1987 komplett zerlegt habe, um sie im Winter neu aufzubauen. Mit meinem Bruder hatte ich in dem Miethaus, in dem wir damals noch wohnten, einen der Dachbodenräume okkupiert und dort eine Werkstatt mit großer, stabiler Eigenbau-Werkbank eingerichtet. Im Hof sind auch die ersten drei Fotos entstanden.
Weil die Telegabel und deren Faltenbälge verschlissen und die Federwege ohnehin nicht so komfortabel waren, habe ich die Telegabel und den Steuerkopf einer ETZ gekauft und eingebaut. Um dazu nicht am Rahmen schweißen lassen zu müssen, ließ ich in einer Dreherei zwei Teile drehen, die ich, nachdem die originalen Lagerschalen entfernt waren, oben und unten in das Steuerrohr gepreßt und dabei zusätzlich noch verklebt habe. Darin hatten die regulären Kugellager, die auch bei der ETZ verwendet wurden, ihren Sitz. Die Verklebung sollte auch zeigen, ob alles fest sitzt oder irgendwas anfängt zu wackeln. Die originalen Lenkkopflager waren wie damals beim Fahrrad üblich aufgebaut, also oben mit einstellbarem Konus, und auch nicht mehr im besten Zustand. Außerdem konnte ich der 35 W-Biluxfunzel nichts abgewinnen, weshalb ich auch gleich einen ETZ-Scheinwerfer angebaut habe. Damit der ordentlich leuchtet, habe ich den Motor mit einer ETZ-Drehstrom-Lichtmaschine (12 V) ausgerüstet. Der Konus auf dem Kurbelwellenstumpf hat dieselben Abmessungen, so daß sich darauf ohne weitere Anpassungen der Rotor der ETZ-Lima befestigen läßt. Damit der Stator ins Gehäuse paßt, mußte es etwas ausgedreht werden. Weil die originalen Zündspulen nicht besonders kontaktsicher und ohnehin für 6 V waren, habe ich welche für 12 V mit Schellen außen an den Rahmenrohren befestigt. In der Kammer im Motor, wo die vorher ihren Platz hatten, habe ich den Regler untergebracht. Das war ein elektronischer Eigenbau-Regler auf einer Platine mit den vier benötigten Kfz-Steckanschlüssen an einer Seite, den ich in Gießharz eingegossen habe. Wir hatten solche Dinger schon mehrfach gebaut, die haben immer tadellos funktioniert, entsprechende Schaltpläne gab es. Ich hatte erst etwas Bedenken, ob sich im warmen Motor irgendwelche Fehlfunktionen einstellen würden, aber das war nicht der Fall. Den Fliehkraftversteller samt Unterbrecher habe ich durch einen optischen Unterbrecher aus dem Wartburg ersetzt. Einer reicht, weil bei der BK immer beide Zylinder gleichzeitig zünden. Die Kurbelwelle hat zwei 180° zueinander versetzte Pleulzapfen und drei Wangen. Als „Nocken“ diente eine Scheibe aus GFK-Leiterplattenmaterial, die am Umfang einen passenden Ausschnitt erhielt und oben auf dem Lima-Rotor mit dessen Halteschraube befestigt war. So war zwar dauernd Frühzündung, aber der Motor sprang trotzdem gut an und hat sich bei mir auch nicht verkehrt herum gedreht. Eigentlich dürfte das ohnehin nie passieren, denn der Unterbrecher arbeitet dann ja verkehrt herum, er schließt dann in der Nähe des oberen Totpunkts, statt zu öffnen. Fotos dieser Teile habe ich leider nicht gemacht, auch weil ich meinen ersten Fotoapparat, eine MTL5b, erst 1988 gekauft hatte.
Die leeren Motor- und Kardangehäuseteile brachte ich zum polieren in eine Galvanisierungswerkstatt, die Vorderradfelge und einige andere Teile zum verchromen. Die Hinterradfelge habe ich den Fotos nach offenbar nicht verchromen lassen, warum auch immer. An der Verschmutzung kann es eigentlich nicht gelegen haben, denn Motor bzw. Getriebe und Kardan waren dicht. Die Simmerringe und Kugellager habe ich alle ersetzt, bis auf eins im Kardangehäuse, das nicht mehr erhältlich war. Irgendwoher hatte ich noch einen zweiten Satz Zylinder mit passenden Übermaßkolben. Die Zylinder habe ich mit temperaturfester Farbe schwarz gestrichen oder gespritzt.
Das Vorderrad ist das originale der BK. Damit die Bremse wirken kann, habe ich einen Strebe wie bei der ETZ angebaut, denn die Bremsplatte der BK paßte, wenn ich mich recht erinnere, in die Achsaufnahme der Telegabel, was das verdrehen der Bremsplatte verhinderte. Das paßte aber nicht zur ETZ-Telegabel. Das Vorderrad-Schutzblech ist auch von der ETZ mit ihren 18-Zoll-Reifen und paßte so hervorragend zu dem ebenfalls neuen 19-Zoll-Reifen am Vorderrad der BK. Auf beiden Rädern waren 19-Zoll-Barum-Reifen, wobei ich nicht mehr weiß wo ich den neuen für das Vorderrad noch bekommen habe.
Die ursprünglich verbaute Sitzbank habe ich durch die originalen und neu mit Lederüberzügen versehenen Schwingsitze ersetzt, die dabei waren, als ich die BK gekauft habe. Der Lenker ist eine Sonderanfertigung, kein Eigenbau. Es gab irgendwo bei Delitzsch(?) jemanden, der vier verschiedene Ausführungen Sonderlenker gebaut hat, zu denen es ähnlich wie eine heutige ABE eine Bescheinigung mit KTA-Nummer gab, die auch in den Lenker eingeschlagen war. Als Spiegel hatte ich nur die in den 80ern übliche Ausführung, obwohl mir rechteckige lieber gewesen wären. Die beiden Instrumentenhalter habe ich durchgesägt und die Teile mit etwa 30° Winkel wieder zusammenschweißen lassen. In den linken kam der originale Tacho, den ich dabei auf Km-Stand Null zurück (oder vorwärts?) gedreht habe. In den rechten kam das Zündschloß aus dem Zubehörhandel und die vier Kontrollampen, für die ich Telefonstecklampen mit den passenden Fassungen und Lampenkappen verwendet habe. Die Blinker sind auch Eigenbau, als Kappen dienten welche, wie sie auch an den Reko-Straßenbahnen und wohl am S 3000 verbaut waren. Die habe ich auf halbe Höhe runtergesägt und auf Eigenbauplatten mit 18 W-Sofitten an den MZ-üblichen, hinten aber gekürzten Blinkerträgern angebaut.
Die Auspufftüten waren auch nicht mehr die besten, also wurden neue beschafft und verchromt. Wegen der konischen Form paßte da kein verfügbarer Schalldämpfer hinein, weshalb ich die einfach mit grober Stahlwolle stramm vollgestopft habe, um in etwa den nötigen Staudruck zu erreichen. Verbrauchsmäßig ist das ganz gut aufgegangen, allerdings wurde ich mal angehalten und der Polizist meinte, daß es doch etwas laut sei. Ich durfte aber weiterfahren. Einen anderen, mir durchaus peinlichen Nachteil hatte das aber auch noch, nämlich die große innere Oberfläche. An der lagert sich im Stadtverkehr bei Gemischschmierung zweitaktüblich Öl ab, das dann außerorts, wenn der Auspuff wärmer wird, erst mal mit der bekannten Zweitaktfahne verbrennt.
Der Rahmen hatte schon beim Kauf einen angeschweißten Seitenständer, der gleich doppelt nützlich war. Zum einen waren die Anschläge des Ständers so verschlissen, daß schon beide Räder auf dem Boden standen und ich ggf. noch ein Brett unterlegen mußte. Zum anderen war das beim antreten sehr hilfreich, denn das ging so viel besser als auf dem Ständer oder abgebockt.
Das vierte, auch im Original unscharfe Foto ist 1988 oder 1989 auf einer meiner Touren durchs Oderbruch am Bf Golzow entstanden, wo ich diesen Dampflok-Torso gesehen hatte. Viel mehr Fotos der BK habe ich nicht, bestenfalls ist sie noch irgendwo mit drauf.
1992 kam die Aufforderung, zur Hauptuntersuchung zu fahren. Bis dahin hatte ich etwa 13.000 km weg, bei denen die BK keinerlei Ausfälle hatte. Tja, der Prüfer kannte sich aus und fragte nach Gutachten zum Telegabel- und Auspuffumbau, die ich nicht hatte. Auf meine Frage, was man da machen kann, hieß es, ein Vollgutachten würde so etwa 1000 DM kosten. Beim meinem damaligen Facharbeitergehalt war mir das dann doch zu teuer und der Ausgang ungewiß, so daß ich mir mein jetziges Motorrad, eine XV 750 SE, gekauft habe, aber das ist eine eigene Geschichte. Statt sie zu behalten, habe ich die BK dann verkauft, was mir schon leid tat, als der Käufer sie abholte und ich gesehen habe wie der sie eingeladen hat. In dem Transporter waren noch mehr Motorräder gegeneinander gelehnt. Ich hatte schon überlegt, zu sagen er solle wieder ausladen. Hätte ich mal …
Wenn jemandem etwas darüber bekannt ist, was aus dieser BK geworden ist, bitte ich um Nachricht, auch wenn es nur Teile betrifft!