Bei der abgebildeten Schaltung handelt es sich um die Standardschaltung für ein selbsttätiges Sv-Blocksignal mit Löschung und Sv 3 als Haltbegriff. Zum Verständnis derartiger Schaltungen sollen kurz die verwendeten Symbole erläutert werden. Ein großer runder Kreis, der durch zusätzliche Merkmale ergänzt sein kann, symbolisiert ein Relais, gleich ob es sich dabei um ein einfaches oder um ein Motorrelais handelt. Durch große Kreise werden ebenfalls der Läufer (Anker) des Motors – Kreis mit M innen – und der Haltemagnet – Kreis mit kleinem konzentrischen Kreis innen – des Streckenanschlags dargestellt. Ein aufwärts zeigender Pfeil links am Relaissymbol kennzeichnet ein gerade angezogenes einfaches Relais oder ein angezogenes Zweilagenmotorrelais 201. Beim Dreilagenmotorrelais 202 wird am Symbol ein links- bzw. rechtsherum weisender Pfeil als Kennzeichnung für den Links- bzw. Rechtsanzug verwendet. Abgefallene Relais werden ohne Pfeil dargestellt. Kontakte werden durch einen kurzen Querstrich zur Leitung dargestellt, wobei ein geöffneter Kontakt über die Leitung nach rechts durchgezogen ist, ein geschlossener dagegen an der Leitung endet. An den Kontakten sind die Symbole der betreffenden Schaltelemente, also Relais oder Streckenanschlag in verkleinerter Form wiederholt, wobei der Zustand – angezogen oder abgefallen – ebenfalls angegeben ist. Kontakte werden stets in der der Stellung des Schaltelements entsprechenden Stellung dargestellt, das heißt die Darstellung geschlossen/geöffnet wechselt mit der Stellung des betreffenden Schaltelements. Leitungsverbindungen werden, anders als sonst in der Elektrotechnik üblich, nicht durch einen Punkt gekennzeichnet. Stattdessen wird bei kreuzenden Linien, deren Leiter keine elektrische Verbindung miteinander haben eine der Linien unterbrochen.
Am oberen Bildrand ist schematisch das Gleis mit den beiden Drosselstößen dargestellt. Die Isolierstöße sind hierbei durch kleine T in der Schiene dargestellt. Die Fahrtrichtung der S-Bahnzüge geht von links nach rechts. Am bezogen auf die Fahrtrichtung ersten Stoß ist das Signal angeordnet. Dieser Stoß befindet sich in der Realität wenige Meter hinter dem Signal und wird Löschstoß genannt. Der in Fahrtrichtung gesehen zweite Stoß befindet sich in dem Abstand hinter dem Signal, der für die an diesem Signal zulässige örtliche Höchstgeschwindigkeit als Schutzstrecke erforderlich ist. Diese entspricht dem für diese Geschwindigkeit erforderlichen Schnellbremsweg, den ein durch den Streckenanschlag zwangsgebremster Zug bis zum Stillstand benötigt. An jedem Stoß sind zwei Drosselstoßtransformatoren, folgend kurz Drossel genannt, angeordnet. Über den unterhalb der linken Drossel am zweiten Stoß dargestellten Trafo und die Drossel wird dauernd Spannung in den Gleisabschnitt eingespeist. Der zwischen Trafo und Drossel angeordnete Kondensator begrenzt den Strom bei besetztem Gleisabschnitt, der sonst einem Kurzschluß gleichkäme. Über die rechte Drossel des Löschstoßes wird die Gleisspannung dem Löschrelais 201 und außerdem dem sogenannten Umkehrtrafo zugeführt. Über die linke Sekundärwicklung des Umkehrtrafos und die Drossel wird die Spannung wieder dem Gleis zugeführt und speist letztlich das Blockrelais 202 des hier nicht dargestellten rückgelegenen Signals. Am rechten Bildrand ist das Blockrelais 202 dargestellt, das seine Gleisspannung über die Fahrschienen vom folgenden Signal erhält und bei freier Strecke rechtsgedreht ist. Der zur Drossel parallelgeschaltete Kondensator bildet mit dieser einen auf etwa 50 Hz abgestimmten Resonanzkreis. Dadurch läßt sich der Gleisstromkreis mit bedeutend geringerer Energie speisen und er reagiert empfindlicher auf Achsnebenschlüsse, also Fahrzeugachsen. Die am Löschstoß sinngemäß angeordneten Kondensatoren sind aus den selben Gründen angeordnet. Sowohl Lösch- als auch Blockrelais sind Motorrelais, die zum Betrieb eine zweite Spannung benötigen. Diese Hilfsspannung wird jeweils über die unterhalb der Relais dargestellten Trafos zugeführt.
Im Schaltungsteil unten links sind die beiden ständig leuchtenden Glühlampen 101 und 102 angeordnet, die jeweils einen Haupt- und einen Nebenfaden haben. Haupt- und Nebenfäden sind jeweils in Reihe geschaltet. Zwischen die beiden Hauptfäden ist das Hauptfadenüberwacherrelais 204 geschaltet. Fällt es ab, weil einer der Hauptfäden durchbrennt, so schaltet sein Kontakt die Nebenfäden ein. Zwischen die Nebenfäden ist ein Widerstand geschaltet, der zum einen den in diesem Zweig fehlenden Widerstand des Hauptfadenüberwacherrelais ausgleicht und der bei Fahrt/Fahrt erwarten (Sv 1) die Lampen etwas dunkler als gewöhnlich leuchten läßt. Dies soll vom Triebwagenführer erkannt und gemeldet werden, damit das Auswechseln der durchgebrannten Lampe veranlaßt werden kann. Der Lampenstromkreis wird mit Wechselspannung betrieben, weshalb das Lampenüberwacherrelais über einen über dem Relaissymbol nur durch eine einfache Diode symbolisierten Brückengleichrichter gespeist wird. In den Lampenstromkreis ist noch ein Trafo eingeschaltet, über den das Fahrsperrenüberwacherrelais 205 angeschaltet wird. Steht der Streckenanschlag in Haltlage, so ist der Kontakt oberhalb des Relais 205 geschlossen und das Relais 205 angezogen. Die in den Stromkreis eingeschaltete Diode befindet sich im Antrieb, so daß bei Aderkurzschluß im Kabel die volle Wechselspannung am Relais 205 anliegt. Damit kann das Relais 205 nicht mehr anziehen, so daß sich der Fehler bemerkbar macht. Der Trafo ist im Lampenstromkreis angeordnet, um auf das völlige Verlöschen des Signals reagieren zu können, das nicht gänzlich auszuschließen ist. In dem Fall kann das Relais 205 auch bei in Haltlage stehendem Streckenanschlag nicht mehr anziehen.
Im linken Zweig des rechten Schaltungsteils sind die beiden Blendenrelais 101 und 102 angeordnet, wobei 101 das linke und 102 das rechte Blendenrelais ist. Die Anker der Blendenrelais bewegen das jeweils zwischen Glühlampe und Linse angeordnete Farbscheibenpendel und bewirken so den Farbwechsel von Gelb auf Grün. Im mittleren Zweig ist das Blockhilfsrelais 203 angeordnet, im rechten der Haltemagnet und der Motor des Streckenanschlags. Der Motor verfügt über zwei Feldwicklungen, je eine für den Fahrt- und für den Haltlauf. Der Haltemagnet ist in das Gehäuse des Motors eingebaut, auf dessen Welle auf der dem Ritzel gegenüberliegenden Gehäuseseite eine sich mit der Welle drehende Blechscheibe verschiebbar angebracht ist. Wird der Haltemagnet erregt, so zieht er die Blechscheibe an das Motorgehäuse, wodurch der Antrieb in der Freilage festgehalten wird.
Bei Signalen am Bahnsteigende, hinter denen die Schutzstrecke in der Regel nicht technisch überwacht werden braucht, entfallen der Löschstoß sowie das Löschrelais 201 und alle seine Kontakte, weil der Blockstoß in diesem Fall unmittelbar hinter dem Signal angeordnet wird. Die Umpolung der Gleisphase findet dann an der Einspeisung des Abschnitts statt.
Durch die nachfolgend geschilderten Abhängigkeiten in der Schaltung und die Übertragung der Vorsignalinformation mittels verschiedener Phasenlage über das Gleis werden außer in Sonderfällen keine Abhängigkeitskabel zwischen den Blockschränken benötigt. Es ist lediglich ein siebenadriges Speisekabel erforderlich, in dem außer dem Nulleiter drei Phasen für die Speisung der Abschnitte, der Blendenrelais usw. sowie drei Phasen zur Speisung der Lampenstromkreise benötigt werden. Die Spannung im Netz für die Lampenstromkreise wird jeweils für einen ganzen Streckenabschnitt zur Verringerung der Helligkeit bei Nacht mit einem Umschalter abgesenkt, wofür die in den zentralen Stromversorgungen vorhandenen Speisetransformatoren entsprechende Anzapfungen haben.
Auf den folgenden Seiten wird die Funktion der Schaltung anhand der einzelnen Schaltzustände während einer Zugfahrt schrittweise erläutert. Nicht ständig stromdurchflossene Schaltungen sind hierbei rot dargestellt, wenn sie momentan stromführend sind. Zum Ansehen der einzelnen Schaltzustände auf die Pfeile unterhalb des Bildes klicken.