Schaltungsbeschreibung

Schaltung in Grundstellung, d.h. Fahrt/Fahrt erwarten (Sv 1)

Wie bei der Schal­tung 1937 zeigt das selbst­tä­ti­ge Block­sig­nal in Grund­stel­lung Sv 1. Bei der WSSB-Schal­tung wer­den die Blen­den­re­lais mit Wech­sel­strom be­trie­ben und sind des­halb an den Strom­kreis der Sig­nal­lam­pen an­ge­schlos­sen. Die als An­trie­be der Blen­den­re­lais die­nen­den Mo­tor­re­lais be­nö­ti­gen eine Hilfs­pha­se, die hier weg­ge­las­sen ist. Die dar­ge­stell­te Schal­tung ist die Bau­form-II-Va­rian­te. Da­her ist un­klar, ob sie der tat­säch­lich auf der Stre­cke ver­wen­de­ten ent­spricht.

Neu sind das Ne­ben­fa­den-Über­wa­cher­re­lais 204n und das Ver­zöge­rungs­re­lais. Das Halt-Über­wa­chungs­re­lais 205 für den Stre­cken­an­schlag hat eine zwei­te Wi­cklung er­hal­ten. Bei der Bau­art 1937 wird der Stre­cken­an­schlag erst auf Halt ge­stellt, wenn das Block­re­lais 202 und da­mit das Block­hilfs­re­lais 203 ab­fällt. In der WSSB-Schal­tung wird der Stre­cken­an­schlag be­reits in Halt ge­stellt, so­bald nach dem Lösch­re­lais 201 das um 6 s ver­zö­ger­te Zeit­re­lais ab­fällt. Hat der Stre­cken­an­schlag die Halt­la­ge er­reicht, dann zieht über den im Lam­pen­strom­kreis an­ge­ord­ne­ten Trans­for­ma­tor und den jetzt ge­schlos­se­nen Kon­takt des Stre­cken­an­schlags das Halt-Über­wa­chungs­re­lais 205 an. Das ab­ge­fal­le­ne Lösch­re­lais be­wirk­te durch die da­durch eben­falls ab­fal­len­den Blen­den­re­lais be­reits die Halt­stel­lung des Sig­nals, das jetzt Sv 3 zeigt.

Die um 6 s ver­zö­ger­te Halt­stel­lung dient der Ver­schleiß­min­de­rung am Stre­cken­an­schlag und am Aus­lö­se­he­bel des Zu­ges. Ein Voll­zug der Ber­li­ner S-Bahn be­steht aus acht Wa­gen und hat eine Län­ge von etwa 145 m. Bei 80 km/h = 22 m/s legt der Zug in 6 s 132 m zu­rück, be­vor der Stre­cken­an­schlag in die Halt­la­ge läuft. Da­mit ist auch der vier­te Aus­lö­se­he­bel ei­nes aus vier Steu­er­vier­teln be­ste­hen­den Zu­ges be­reits am Stre­cken­an­schlag vor­bei­ge­fah­ren. Für nied­ri­ge­re Fahr­ge­schwin­dig­kei­ten sind die 6 s aber zu knapp. Der­sel­be Ef­fekt wur­de bei der Schal­tung 1937 da­durch er­reicht, daß der Stre­cken­an­schlag erst in die Halt­la­ge läuft, wenn das Block­re­lais 202 ab­fällt. Um bei der Bau­art 1937 die Ver­schleiß­min­de­rung auch bei den Sig­na­len am Bahn­steig­en­de zu er­rei­chen, die kei­nen Lösch­ab­schnitt ha­ben und bei de­nen die Halt­stel­lung durch das ab­ge­fal­le­ne Block­re­lais 202 be­wirkt wird, wur­den dort nach dem Krieg Ver­zö­ge­rungs­ein­sät­ze nach­ge­rü­stet.

Hat der Zug den Block­stoß er­reicht, dann fällt das Block­re­lais 202 und da­durch auch das Block­hilfs­re­lais 203 ab. Soll­te das Ver­zöge­rungs­re­lais nicht ab­ge­fal­len sein, so wird jetzt durch das ab­ge­fal­le­ne Re­lais 203 der Stre­cken­an­schlag in Halt ge­stellt. An­ders als bei der Bau­art 1937 zieht, nach­dem der Zug die Schutz­stre­cke ge­räumt hat, das Lösch­re­lais 201 und da­durch auch das Ver­zöge­rungs­re­lais wie­der an. Über den Lösch­ab­schnitt, Kon­tak­te der ab­ge­fal­le­nen Blen­den­re­lais und des jetzt an­ge­zo­ge­nen Halt-Über­wa­chungs­re­lais 205 wird der Block­ab­schnitt zum rück­ge­le­ge­nen Sig­nal mit Links­pha­se ge­speist.

Nachdem der Zug das näch­ste Sig­nal pas­siert und dort die Schutz­stre­cke ge­räumt hat, wird von dort die Pha­se für die Links­dre­hung in den Block­ab­schnitt ge­speist. Da­durch dreht hier das Block­re­lais 202 nach links, wo­durch auch das Block­hilfs­re­lais 203 an­zieht. Das an­ge­zo­ge­ne Ver­zö­ge­rungs- und das jetzt eben­falls an­ge­zo­ge­ne Block­hilfs­re­lais be­wir­ken den Fahrt­lauf des Stre­cken­an­schlags. Da­mit das Re­lais 205 sei­nen Kon­takt in der Spei­sung des Block­ab­schnitts nicht un­ter­bricht be­vor das lin­ke Blen­den­re­lais 101 an­zieht, wo­durch das rück­ge­le­ge­ne Sig­nal wie­der Halt zei­gen wür­de, bleibt das Re­lais 205 über einen ei­ge­nen Kon­takt und den wäh­rend des Fahrt­laufs noch ge­schlos­se­nen Kon­takt des Stre­cken­an­schlags an­ge­zo­gen. Hat der Stre­cken­an­schlag die Frei­la­ge er­reicht, so un­ter­bricht sein Kon­takt den Hal­te­strom­kreis des Re­lais 205, das dann ab­fällt. Die jetzt ge­schlos­se­nen Kon­tak­te des Stre­cken­an­schlags und des ab­ge­fal­le­nen Re­lais 205 schal­ten das lin­ke Blen­den­re­lais 101 an. Es zieht an und polt da­durch die Spei­sung des Block­ab­schnitts um. Durch das an­ge­zo­ge­ne Blen­den­re­lais 101 zeigt das Sig­nal jetzt Sv 2.

Nachdem sich die­sel­ben Vor­gän­ge am fol­gen­den Block­sig­nal ab­ge­spielt ha­ben, wird von dort statt der Links- die Rechts­pha­se in den Block­ab­schnitt ge­speist. Da­durch dreht hier das Block­re­lais 202 von der Links- in die Rechts­la­ge. Über einen Kon­takt des nach rechts ge­dreh­ten Block­re­lais zieht das rech­te Blen­den­re­lais an, so­daß das Sig­nal jetzt wie­der Sv 1 zeigt.

Weil auch bei die­ser Schal­tung au­ßer in Son­der­fäl­len kei­ne wei­te­ren Ab­hän­gig­keits­ver­bin­dun­gen zum vor­an­ge­gan­ge­nen oder näch­sten Sig­nal be­nö­tig wur­den, kam man wie bei der Bau­art 1937 mit ei­nem sieben­adri­gen Spei­se­ka­bel aus, in dem au­ßer dem Nullei­ter drei Adern für die Gleis­strom­krei­se und Stre­cken­an­schlä­ge, drei wei­te­re für die Lam­pen­strom­krei­se vor­han­den wa­ren. Die Span­nung für die Lam­pen­strom­krei­se konn­te in der zen­tra­len Strom­ver­sor­gung von Tag auf Nacht um­ge­schal­tet wer­den, um die Hel­lig­keit zu ver­rin­gern.

Wenn bei der Schal­tung von 1937 nach ei­nem Haupt­fa­den bei be­reits er­reich­ter Fahrt­stel­lung des Sig­nals auch noch ein Ne­ben­fa­den ei­ner Lam­pe durch­brennt, das Sig­nal also er­lo­schen ist, dann bleibt das rück­ge­le­ge­ne Sig­nal in der Fahrt­stel­lung. Bei der WSSB-Schal­tung fällt in so ei­nem Fall das Ver­zöge­rungs­re­lais ab, so­daß der Stre­cken­an­schlag in die Sperr­la­ge läuft. Da­bei öff­net auch der Kon­takt im Strom­kreis der Blen­den­re­lais, wo­durch die­se ab­fal­len. Das ab­ge­fal­le­ne Blen­den­re­lais 101 un­ter­bricht die Spei­sung des Block­ab­schnitts zum rück­ge­le­ge­nen Sig­nal, denn durch das wei­ter strom­lo­se und da­her ab­ge­fal­le­ne Halt­über­wa­cher­re­lais 205 ist nun auch der Block­ab­schnitt strom­los. Das rück­ge­le­ge­ne Sig­nal zeigt jetzt wie­der Halt.

Bei der WSSB-Schal­tung fällt das Sig­nal be­reits auf Halt, wenn der Stre­cken­an­schlag stö­rungs­be­dingt bei fahrt­zei­gen­dem Sig­nal die Frei­la­ge ver­läßt, denn da­bei öff­net gleich zu Be­ginn der Kon­takt im Strom­kreis der Blen­den­re­lais. Da­mit soll ver­hin­dert wer­den, daß ein Zug trotz fahrt­zei­gen­dem Sig­nal an dem teil­wei­se in Rich­tung Halt­la­ge ge­lau­fe­nem Stre­cken­an­schlag eine Zwangs­brem­sung er­hält. Bei der Schal­tung von 1937 tritt der Halt­fall erst ein, wenn der Stre­cken­an­schlag die Halt­la­ge er­reicht hat, wo­durch das Halt­über­wa­cher­re­lais 205 an­zieht, das die Blen­den­re­lais ab­schal­tet.

Anders als bei der Schal­tung 1937 wird bei der WSSB-Schal­tung nicht mehr ge­prüft, ob das Lösch­re­lais 201 bei der Zug­fahrt ab­ge­fal­len ist. Im Strom­kreis des Block­hilfs­re­lais kann das nicht mehr ge­prüft wer­den, denn das Lösch­re­lais zieht be­reits wie­der an, wenn der Lösch­ab­schnitt frei­ge­fah­ren ist. Soll­te das Lösch­re­lais bei be­setz­tem Lösch­ab­schnitt nicht ab­fal­len, dann wird das Sig­nal in Halt ge­stellt, wenn der Zug den Block­stoß er­reicht hat. Ein un­mit­tel­bar kri­ti­scher Zu­stand ent­steht da­durch zwar noch nicht, aber der Feh­ler of­fen­bart sich nicht.

Wie bei der Schal­tung von 1937 bleibt auch bei der WSSB-Schal­tung nach ei­ner Fahrt ent­ge­gen der Re­gel­rich­tung je­des zwei­te Sig­nal in Halt.


Letzte Änderung am 21.1.2024
© Steffen Buhr