Andere Licht­sig­nal­sy­ste­me

Ausland

Selbstblock auf dem südlichen Berliner Au­ßen­ring

Der Streckenabschnitt Genshagener Heide—Schö­ne­feld—Eich­ge­stell (Kar­te) er­hielt ab 1955 selbst­tä­ti­gen Stre­cken­block mit Licht­sig­na­len, die vom Sig­nal­buch ab­wei­chen­de Sig­nal­be­grif­fe zeig­ten. Der obe­re Teil des Sig­nals stell­te das Haupt-, der un­te­re das Vor­sig­nal dar. Die­se Sig­na­le wur­den als Mehr­ab­schnitts­sig­na­le be­zeich­net, die in ei­nem durch­schnitt­li­chen Ab­stand von 1500 m auf­ge­stellt und mit Num­mern be­zeich­net wa­ren. Grund­stel­lung der Block­sig­na­le, aus­ge­nom­men der­je­ni­gen an Ab­zweig­stel­len, war die Fahrt­stel­lung. Auf den durch­ge­hen­den Haupt­glei­sen der Be­triebs­stel­len konn­te Durch­leit­be­trieb ein­ge­schal­tet wer­den, dann zeig­ten die zu­ge­hö­ri­gen Sig­na­le in Grund­stel­lung eben­falls Fahrt, sonst Halt. Vor­aus­ge­gan­gen war ein Ver­such mit die­sem Sig­nal­sy­stem auf dem Stre­cken­ab­schnitt Rahns­dorf—Erk­ner der Stre­cke Ber­lin—Frank­furt (Oder). Hier wa­ren je­weils in Re­gel­rich­tung ein Vor­sig­nal, zwei Block­sig­na­le und das Ein­fahr­sig­nal als Licht­sig­na­le aus­ge­bil­det wor­den.

Fahrt mit Geschwindigkeitsbeschränkung wur­de wie bis 1943 auch bei der Stadt­fern­bahn durch gel­bes Blink­licht oben dar­ge­stellt. Fahrt frei wur­de durch kein Licht oben sig­na­li­siert, was sich so spä­ter auch bei den Hl-Sig­na­len sinn­ge­mäß wie­der­fin­det. Un­ten wur­de Halt er­war­ten mit ei­nem gel­ben Licht, Fahrt frei er­war­ten mit ei­nem grü­nen Licht und Fahrt frei mit Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zung durch grün/gelb an­ge­kün­digt. Durch­bro­chen wur­de das Sy­stem beim Be­griff Fahrt frei, Halt er­war­ten, der bei kon­se­quen­ter Um­set­zung nur aus dem un­te­ren gel­ben Licht hät­te be­ste­hen dür­fen. Die Haupt­sig­na­le hat­ten, wie sei­ner­zeit noch üb­lich, kei­ne Mast­schil­der.

An den in die Selbstblockstrecke ein­mün­den­den Ver­bin­dungs­kur­ven stan­den ein­zeln­ste­hen­de Vor­sig­na­le, die die üb­li­chen schrä­gen Sig­nal­schir­me hat­ten und die an­fangs die sonst ge­bräuch­li­chen Vor­sig­nal­be­grif­fe mit zwei Lich­tern, spä­ter ein­fa­ches Gelb, ein­fa­ches Grün und Grün/Gelb zeig­ten. Vor­sig­na­le wa­ren mit den üb­li­chen Vor­sig­nal­ta­feln ge­kenn­zeich­net, Vor­sig­nal­wie­der­ho­ler be­ka­men ein wei­ßes Zu­satz­licht.

Die Ausfahrsignale zeigten in der Grund­stel­lung Dop­pel­rot als Licht­sperr­sig­nal. Hier­für wa­ren an die­sen Sig­na­len zwei zu­sätz­li­che, klei­ne­re La­ter­nen vor­han­den. An Aus­fahr­sig­na­len an Glei­sen, auf de­nen Durch­fahr­ten mög­lich wa­ren, wur­de bei ein­ge­stell­ter Ein­fahrt das Dop­pel­rot ge­löscht und das Haupt­rot an­ge­schal­tet. Nach der Auf­lö­sung der Ein­fahrt wur­de wie­der das Dop­pel­rot an­ge­schal­tet. Bei Glei­sen ohne Durch­fahr­mög­lich­keit blieb wäh­rend der Ein­fahrt das Dop­pel­rot an­ge­schal­tet. Die Licht­sperr­sig­na­le wa­ren frei­be­dien­bar, das heißt es wa­ren kei­ne Ran­gier­fahr­stra­ßen vor­han­den. In der Stel­lung „Fahr­ver­bot auf­ge­ho­ben“ leuch­te­ten nur die bei­den Weiß­lich­ter, die Rot­lich­ter wur­den wie im Sig­nal­buch vor­ge­se­hen ge­löscht. Die lin­ke der bei­den Rot-La­ter­nen dien­te bei Aus­fall des Haupt­ro­tes au­ßer­dem als Er­satz­rot. An Ein­fahr­sig­na­len war nur die lin­ke der klei­nen ro­ten La­ter­nen vor­han­den. Block­sig­na­le, aus­ge­nom­men die­je­ni­gen an Ab­zweig­stel­len, hat­ten of­fen­bar kein Er­satz­rot oder da­für wur­de der Ne­ben­fa­den der Haupt­rot­la­ter­ne ver­wen­det.


 
Signalbild
Bedeutung
Beispiel zur Signalfolge (Animation)rot Halt
grün Fahrt frei, am näch­sten Sig­nal Fahrt frei er­war­ten (min­de­stens zwei Block­ab­schnit­te frei)
gelb/gelb Fahrt frei, am näch­sten Sig­nal Halt er­war­ten (ein Block­ab­schnitt frei)
grün/gelb Fahrt frei, am näch­sten Sig­nal Fahrt frei mit Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung er­war­ten
blinkgelb/grün Fahrt frei mit Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung, am näch­sten Sig­nal Fahrt frei er­war­ten (min­de­stens zwei Block­ab­schnit­te frei)
blinkgelb/gelb Fahrt frei mit Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung, am näch­sten Sig­nal Halt er­war­ten (ein Block­ab­schnitt frei)
blinkgelb/grün/gelbFahrt frei mit Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung, am näch­sten Sig­nal Fahrt frei mit Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung er­war­ten


gelb Am Haupt­signal Halt er­war­ten
grün Am Haupt­signal Fahrt frei er­war­ten
grün/gelb Am Haupt­signal Fahrt frei mit Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung er­war­ten


blinkgelb Ersatzsignal
zwei nach rechts stei­gende weiße Lich­ter Fahrverbot auf­ge­ho­ben

Auf den Selbstblockstrecken war auch Links­fahr­be­trieb mög­lich, der in der da­ma­li­gen Fahr­dienst­vor­schrift noch gar nicht so hieß. Bei Aus­fahrt auf das lin­ke Gleis er­schien zu­sätz­lich zum Sig­nal­be­griff grün bzw. blink­gelb/grün der Gleis­wech­sel­an­zei­ger, ein nach links stei­gen­der wei­ßer Licht­strei­fen. Lin­ke Block­sig­na­le gab es zu­nächst nur an Ab­zweig­stel­len. Die­se hat­ten eben­so wie die lin­ken Ein­fahr­sig­na­le Vor­sig­na­le. Fahr­ten vom lin­ken in das rech­te Stre­cken­gleis wur­den nicht ge­son­dert sig­na­li­siert. An ei­ni­gen Sig­na­len gab es Rich­tungs­an­zei­ger, zwi­schen Waß­manns­dorf und Gens­ha­ge­ner Hei­de je­doch kei­ne Rich­tungs­vor­an­zei­ger dazu.

Für die linken Einfahr- bzw. Blocksignale und die zu­ge­hö­ri­gen Vor­sig­na­le muß­ten Sig­nal­aus­le­ger auf­ge­stellt wer­den, weil die Re­gel, sol­che Sig­na­le links des zu­ge­hö­ri­gen Glei­ses auf­zu­stel­len, erst spä­ter ein­ge­führt wor­den ist. Die lin­ken Vor­sig­na­le wa­ren dun­kel und wur­den erst bei Er­laub­nis­wech­sel an­ge­schal­tet. Bei ge­wech­sel­ter Er­laub­nis zeig­ten die Sig­na­le für die Re­gel­rich­tung Halt.

Alle Hauptsignale, auch die voll­selbst­tä­ti­gen Block­sig­na­le, er­hiel­ten fern­be­dien­te Er­satz­sig­na­le, die an­fangs gel­bes Blink­licht zeig­ten. We­gen der Ein­füh­rung der Hl-Sig­na­le ab 1958 wur­de das Er­satz­sig­nal in wei­ßes Blink­licht ge­än­dert. Die selbst­tä­ti­gen Block­sig­na­le wa­ren fahr­dienst­lich dem Fahr­dienst­lei­ter der vor­ge­le­ge­nen Zug­mel­de­stel­le un­ter­stellt, der ggf. auch das Er­satz­sig­nal be­dien­te. Vor Ein­fahr- und Block­sig­na­len war ein Sig­nal­fern­spre­cher auf­ge­stellt. War bei halt­zei­gen­dem oder er­lo­sche­nem Block­sig­nal ei­ner Selbst­block­stel­le kei­ne Ver­stän­di­gung mit dem Fahr­dienst­lei­ter mög­lich, so durf­te der Zug­füh­rer münd­lich Fah­ren auf Sicht bis zum näch­sten Sig­nal an­ord­nen. Es war so­lan­ge auf Sicht zu Fah­ren, bis zwei auf­ein­an­der­fol­gen­de Sig­na­le in Fahrt­stel­lung an­ge­trof­fen wur­den oder bis eine Ver­stän­di­gung mit dem Fahr­dienst­lei­ter er­reicht wer­den konn­te.

Die Signalbegriffe erhielten, anders als im Sig­nal­buch üb­lich, kei­ne Kurz­be­zeich­nun­gen und wur­den auch nicht in das Sig­nal­buch der DR auf­ge­nom­men. Statt­des­sen gab es eine „Vor­läu­fi­ge Dienst­an­wei­sung über die selbst­tä­ti­gen Sig­nal­an­la­gen des Ber­li­ner Au­ßen­rings (DA SAR)“, die an die be­trof­fe­nen Per­so­na­le ver­teilt wur­de.

Zur An­glei­chung an das Sig­nal­buch wur­den die Sig­nal­be­grif­fe al­ler Sig­na­le ei­ni­ge Zeit nach der Ein­füh­rung der Hl-Sig­na­le auf das Hl-Sy­stem um­ge­stellt. Au­ßer­dem wur­den Mast­schil­der an­ge­baut und die Er­satz­sig­na­le der selbst­tä­ti­gen Block­sig­na­le au­ßer Be­trieb ge­nom­men. Letz­te­re er­hiel­ten schwarz-wei­ße Mast­schil­der, die bei halt­zei­gen­dem oder er­lo­sche­nen Sig­nal nach ei­nem Halt von zwei Mi­nu­ten die Wei­ter­fahrt mit höch­stens 15 km/h ge­stat­te­te.

Schema des Streckenabschnitts von Schönefeld bis Grünauer Kreuz mit Signalsymbolen, deren Bezeichnungen und Km-Angabe
Streckenschema Schö­ne­feld—Grü­nau­er Kreuz Ende der 70er Jah­re

Die später aufgestellten, linken Selbst­block­sig­na­le stan­den links vom Gleis und wa­ren des­halb an­fangs mit Schach­bretta­fel ge­kenn­zeich­net. Sie wur­den nur für Bau­ar­bei­ten in Be­trieb ge­nom­men, wenn auf dem je­weils an­de­ren Gleis nicht ge­fah­ren wer­den konn­te, sonst wa­ren sie aus­ge­kreuzt. Grund sol­len feh­len­de Ka­bel­adern ge­we­sen sein. Die lin­ken Vor­sig­na­le wur­den of­fen­bar un­gül­tig ge­macht, so­lan­ge die lin­ken Block­sig­na­le in Be­trieb wa­ren.

Der selbst­tä­ti­ge Stre­cken­block blieb in die­ser Form noch bis An­fang der acht­zi­ger Jah­re in Be­trieb, bis er im Zu­sam­men­hang mit dem drei- bzw. vier­glei­si­gen Aus­bau zwi­schen Gla­so­wer Damm und Schö­ne­feld so­wie der be­vor­ste­hen­den Fern­bahn­elek­trifi­zie­rung we­gen des un­zu­rei­chen­den Schut­zes ge­gen Be­ein­flus­sun­gen mit ei­ner Fre­quenz von 16 2/3 Hz durch ein neu­es Sy­stem er­setzt wer­den muß­te. Die al­ten Gleis­strom­krei­se wur­den mit 50 Hz be­trie­ben, was sich, wie be­reits bei der Gleis­iso­lie­rung be­schrie­ben, eben­so­we­nig wie bei den Sv-Sig­na­len der S-Bahn mit den 16 2/3 Hz der elek­tri­schen Zug­för­de­rung der Fern­bahn ver­ein­ba­ren läßt. Als Er­satz wur­de au­to­ma­ti­scher Stre­cken­block der Bau­art AB 70 ein­ge­baut, der mit 42 Hz ar­bei­tet und auf den zwei ver­blie­be­nen Glei­sen heu­te noch in Be­trieb ist.

Signalausleger mit 2 Lichtsignalen, darunter Lok BR 118 mit Doppelstockzug
Vorsignal 171 und Block­sig­nal 169 zwi­schen Schö­ne­feld und Grü­nau­er Kreuz 1977, Foto: Joa­chim Neu, Ber­lin

Das Vorsignal im Foto hat entgegen den Grund­sät­zen ein Be­zeich­nungs­schild „V171“. Über der Vor­sig­nal­ta­fel ist noch der Trä­ger für den drei­ecki­gen Auf­satz zu er­ken­nen, mit dem frü­her auch drei­be­gif­fi­ge Licht-Vor­sig­na­le ge­kenn­zeich­net wur­den. Bei bei­den Sig­na­len fehlt der klei­ne Zu­satz­schirm für das lin­ke Gelb des ur­sprüng­li­chen Vor­sig­nal­bil­des. Die­se Sig­na­le hat­ten die bei­den fol­gen­den Sig­na­le 171 und 173 vor­zu­sig­na­li­sie­ren, die vor dem Grü­nau­er Kreuz stan­den, und müs­sen da­her ur­sprüng­lich die­sen Zu­satz­schirm ge­habt ha­ben. Beim Vor­sig­nal ist die Dop­pel­la­ter­ne jetzt oben ein­ge­baut und nicht mehr un­ten. Das zwei­te Mast­schild un­ten am Aus­le­ger dient ver­mut­lich der Er­kenn­bar­keit bei Dun­kel­heit, denn dort wird es bes­ser vom Licht der Lok­la­ter­nen er­faßt.


Letzte Änderung am 8.2.2020
© Steffen Buhr